Individuelles Lernen und Gemeinsames Lernen

Lernen in altersgemischten Lerngruppen

Die Klassen sind altersgemischt zusammengesetzt: Jeweils Jahrgang 1 und 2 bilden zusammen eine Klasse und Jahrgang 3 und 4 auch. Die Klassen sind jeweils ca. zur Hälfte aus einem Jahrgang zusammengesetzt; eine Einschulung zum Halbjahr ist möglich. 

Die Klassen haben Farbnamen, zum Beispiel 1/2 blau (1/2 b) oder 3/4 lila (3/4 l). Die Schule ist momentan 4,5 zügig, so dass es neun Farben gibt. Jeder Klasse 1/2 ist eine Klasse 3/4 zugeordnet. Die beiden gleichfarbigen Klassen haben das Klassenzimmer nebeneinander, so dass eine enge Kooperation möglich ist. Für die Jahrgangsmischung gibt es Teamstunden, in denen zwei Lehrkräfte zusammen unterrichten. Wenn möglich werden dafür Lehrkräfte aus der „gleichfarbigen“ Gegenstufe eingesetzt, so dass Kinder und Erwachsene aus einer Farbe über die gesamte Schulzeit der Kinder zusammenleben und arbeiten. 

Individuelles Lernen 

In der täglichen Lernzeit vormittags und nachmittags arbeiten die Kinder selbstbestimmt, aber angeregt durch eine strukturierte Umgebung und unterstützt durch die Lehrer/innen und gehen alleine, mit Partner oder in Kleingruppen ganz unterschiedlichen Lerntätigkeiten nach. Ziel ist es, dass das einzelne Kind sein Lernen selbstbestimmt vorantreibt und eigene Projekte in seinem eigenen Tempo und Vertiefungsgrad verfolgen kann. Dabei ist die Anregung durch die Mitschüler/innen, durch die Lernumgebung mit vielfältigen Materialien und durch die Lehrer/innen wichtig. So kann ein Dialog über Lernprozesse stattfinden. Die Kinder führen im Ganztagsbetrieb ein Logbuch, in dem sie ihr Lernen und Arbeiten in der Schule planen, dokumentieren und reflektieren. Die Lehrkräfte geben jedem Kind regelmäßig Rückmeldung zu seinem Lernen und Arbeiten. Die Eltern erhalten so einen Einblick darüber, was in der Schule gearbeitet wird. Sie bekommen auf diesem Weg Rückmeldung über die Lerninhalte, den Lernstand und Förderbedarf des Kindes. Auch das Kind und die Eltern können im Logbuch ihre Rückmeldung, Fragen und Beobachtungen dem Lehrer / der Lehrerin mitteilen. So entsteht ein regelmäßiger Dialog. 

Es findet auch mindestens einmal pro Schuljahr ein Eltern-Kind-Lerngespräch statt, in dem der Lern- und Entwicklungsprozess des Kindes reflektiert wird. Es werden gemeinsam Ziele und Entwicklungsthemen festgelegt, die dann im nächsten Lerngespräch überprüft und erweitert, bzw. fortgeschrieben werden.

Gemeinsames Lernen 

Im gemeinsamen Thema werden Lerngegenstände von allen Schülerinnen im Klassenverband gemeinsam bearbeitet. Zu gemeinsamen Themen können werden: Grundlegende Lern- und Arbeitstechniken; Inhalte des Lehrplans, die nicht durch die Lernzeit abgedeckt sind, v. a. aus dem sachunterrichtlichen und musischen / gestalterischen Bereich sowie Sport und Religion, Inhalte, die einführenden Charakter haben, zur Vorbereitung der Lernzeit erforderlich sind oder die aus der speziellen Situation der Klasse heraus nötig sind. Die gemeinsame Auseinandersetzung hilft, das Thema in seiner Vielschichtigkeit zu erkennen. Es geht auch darum, Neues ins Gesichtsfeld der Kinder zu rücken. Nicht selten entwickeln sich aus den gemeinsamen Themen Ausgangspunkte für die Lernzeit oder Projektarbeit. In diesem Zusammenhang kommt dem Kreisgespräch eine besondere Bedeutung zu.

Präsentation der Arbeitsergebnisse 

Präsentation der Arbeitsergebnisse und Rückmeldekultur spielt eine wichtige Rolle, z. B. im Vorstellkreis, im Schulfernsehen, bei Atelieraufführungen, in der Schulzeitung Pattschuna, bei Ausstellungen und Festen.

Lernumgebung

Im Neubau der Schule ist das Raumkonzept speziell auf die Konzeption der Schule und den  Ganztagsbetrieb ausgerichtet. Dieses Konzept wurde in einer gemeinsamen Planung zwischen der Schule, der Stadt Remseck als Schulträger und Bauherrin, den ausführenden Architekten und beratenden Ingenieuren entworfen. 

Das neue Schulgebäude besteht aus vier gleich aufgebauten „Clustern“, in denen jeweils vier Klassen ihr Klassenzimmer haben. Das entspricht „zwei Farben“ (also beispielsweise 1 / 2 rot und 3 / 4 rot und 1 / 2 türkis und 3 / 4 türkis). Die Klassenzimmer jeder Farbe liegen direkt nebeneinander und haben eine Verbindungstür, so dass eine enge Zusammenarbeit auch räumlich gegeben ist. Darüberhinaus hat jedes Cluster einen Speiseraum, einen Teamraum für das Pädagogenteam und einen oder mehrere Gruppenräume / Fachräume. Diese Räume sind in jedem Cluster um eine offene Mitte herum gruppiert, die von allen vier Klassen auch zum Arbeiten genutzt wird. Ermöglicht wurde dies dadurch, dass alle Räume einen direkten Ausgang (Fluchtweg) nach draußen haben; im Obergeschoss wurde das durch Fluchtbalkone realisiert. 

Nach dem Bau des neuen Schulgebäudes wurde der Altbau teilweise abgerissen. Ein Teil blieb stehen, da Räumlichkeiten im Neubau für die derzeitige Größe der Schule nicht ausreichen. Die großzügigen Räumlichkeiten des Altbaus werden als Klassenzimmer und für Kurse und Ateliers und die Schulkindbetreuung genutzt. 

Die Klassenzimmer und Fachräume sind mit Lernmaterialien ausgestattet, die selbständiges Lernen und Arbeiten ermöglichen.

Leistung als Herausforderung  – Vielfalt von Leistungsmöglichkeiten

Die Grundschule Pattonville lässt sich von einem pädagogischen Leistungsverständnis leiten, in dem der Förderungsaspekt in den Vordergrund rückt und Leistung als Herausforderung verstanden wird. Die für die Entwicklung wichtigen Erfolgserlebnisse und Könnenserfahrungen werden nicht nur im traditionell kognitiven Bereich, sondern auch in besonderer Weise im ästhetischen, emotionalen und psychomotorischen Bereich und in sozialen Feldern gemacht. Neben dem Ergebnis wird auch der Prozess gewürdigt, der dazu geführt hat. Kooperativ erbrachte Leistungen spielen eine wichtige Rolle, daneben gibt es aber auch Gelegenheiten, in denen Kinder ihr Können untereinander vergleichen können. Das darf nicht dazu führen, dass die Sache in den Hintergrund rückt oder Niederlagen zu bestimmenden Erfahrungen werden.

Eine solche Vielfalt von Leistungsmöglichkeiten trägt dazu bei, dass die Kinder ein realistisches Selbstbild entwickeln.

Formen der Leistungsbewertung

Als staatliche Schule sind wir an die vorgeschriebene Notengebung gebunden. Wir arbeiten mit differenzierten Tests, zu denen es jeweils mit einigem zeitlichen Abstand eine Nachprüfung gibt. Um Lernfortschritte in der individuellen Lernzeit festzuhalten gibt es „Pässe“ zu einzelnen Lerninhalten, die individuell bearbeitet werden. Dazu ergänzend hat bei uns die Selbsteinschätzung der Kinder eine große Bedeutung. Regelmäßig füllen die Kinder einen Selbsteinschätzungsbogen aus, der eine wichtige Gesprächsgrundlage ist. Er wird zum wichtigen Bestandteil des Zeugnisses. Außerdem sammelt jedes Kind persönlich bedeutsame Leistungen in einer Schatzkiste, die es am Ende des Schuljahres vorstellen kann. 

Präsentation der Arbeitsergebnisse spielt im Schulleben eine wichtige Rolle. In allen Lerngruppen und auch in der Schulgemeinschaft wird eine Präsentations- und Rückmeldekultur gepflegt. Zum Beispiel im Vorstellkreis, im Schulfernsehen, in der Kulturpause, bei Atelieraufführungen, in der Schulzeitung Pattschuna (Pattonviller Schulnachrichten), bei Pausenkonzerten, bei Ausstellungen und Festen.

Inklusives Lernen an der Grundschule Pattonville

Inklusion ist eine Aufforderung zur Umorientierung für die ganze Schule, im Sinne einer Herausforderung für alle Kinder, Eltern und Lehrkräfte und eine Frage der pädagogischen Anerkennung von Vielfalt. Die Grundschule Pattonville möchte keine weitere „Besonderung“ von Kindern, sondern strebt die Entwicklung einer Schule für alle Kinder an. Im Schaubild wird ersichtlich, dass dies für die schulische Arbeit auf verschiedenen Ebenen maßgeblich ist. Drei Prämissen sind dabei für unser pädagogische Arbeiten leitend: 

  • Kinder mit besonderen Schwierigkeiten im Lernen, Arbeiten und Verhalten werden – wenn möglich – nicht ausgesondert und an eine Sonderschule empfohlen. 
  • Die Schule erweitert die Aktionsmöglichkeiten für die Kinder, so dass sie einen festen Stand in der Schule und in ihrer Umgebung, dem Stadtteil Pattonville entwickeln können. 
  • Pattonville ist ein neu entstandener Stadtteil, in dem Strukturen immer noch entstehen. Noch immer ziehen viele Familien neu zu, und die Grundschule hat die Funktion, ein sozialer Mittelpunkt zu sein. Die Schule schafft Räume, in denen Kinder und ihre Familien sich begegnen und sich verankern können. 

Die Kinder wissen, wie und wo sie sich einbringen können und nutzen dies auch. Sie fühlen sich in ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten ernst genommen, entwickeln dadurch Selbstbewusstsein und werden handlungsfähig. Die rhythmisierte Tages- und Wochenstruktur bietet Lehrkräften und Kindern Sicherheit und Orientierung, ermöglicht allen aber gleichzeitig auch Freiräume und Flexibilität. Besondere „Förder“-Angebote werden von Kindern und Eltern als Möglichkeit wahrgenommen, nicht als Stigmatisierung. Individuallösungen für besondere Kinder sind selbstverständlich.